Hallo.
> was lässt dann den Druck wieder steigen, sodass der Kompressor wieder angeschaltet wird? <
Na ja... - dass die ganze Zeit von einem Kältemittel-
Kreislauf die Rede ist, ist dir aber schon aufgefallen, oder?
Damit es klarer wird, gebe ich mal kurz eine Funktionsbeschreibung dieses Kreislaufs:
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Der Kompressor
Hier beginnt der Hochdruckteil. Der Kompressor verdichtet das Kältemittelgas (R134a). Dabei erhitzt es sich stark.
Gleichzeitig steigt die Siedetemperatur des Kältemittels.
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Der Hochdruckschalter ("Doppeldruckschalter")
Er befindet sich in der Leitung vom Kompressor zum Kondensator. Er erfüllt eine Schutzfunktion.
Durch ihn werden bei zu hohem Druck zunächst die Motorlüfter mit hoher Geschwindigkeit gestartet; bei weiter
steigendem Druck (exakt bei 29,65 Bar) zusätzlich der Kompressor deaktiviert.
Die Rücknahme der jeweiligen Maßnahmen erfolgt erst nach deutlichem Druckabfall.
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Der Klimakondensator ("Klima- Kühler")
Er befindet sich noch vor dem Motorkühler an der Fahrzeugfront. Um seine stetige Versorgung mit kühlendem "Wind"
sicherzustellen, werden die Motorlüfter bei eingeschalteter Klimaanlage mit niedriger Geschwindigkeit gestartet.
In ihm gibt das, unter Hochdruck stehende R134a, Wärme an die Umgebung ab, unterschreitet dabei seine Siede-
temperatur und wird flüssig.
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Die Festdrossel
Sie ist nichts anderes als eine Düse. Ohne sie wäre ein Druckaufbau im Hochdruckteil gar nicht erst möglich.
Mit dem Pressen des flüssigen R134a durch diese Düse endet der Hochdruckteil. Es beginnt der Niederdruckteil.
Durch den geringeren Druck sinkt die Siedetemperatur des R134a. Es verdampft und nimmt bei diesem Wechsel
seines Aggregatzustands Wärme aus der Umgebung auf.
Die Festdrossel befindet sich im Motorraum an der beifahrerseitigen Spritzwand.
- Der
Klima- Wärmetauscher ("Verdampfer")
Funktioniert im Grunde wie ein Kühler. In ihm verdampft das Kältemittel weiter und entzieht dabei der vorbei-
strömenden Luft Wärme. Er befindet sich im Heizungsgehäuse im Armaturenbrett.
Von der Luftströmung her gesehen,
vor dem Wärmtauscher der Heizung.
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Der Niederdruckschalter
Er befindet sich in der Leitung zwischen Klima- Wärmetauscher und Trockner- Patrone, in der Nähe der Patrone.
Seine wesentliche Aufgabe besteht in der Regelung des normalen Ein-/ Ausschalt- Intervalls des Kompressors.
Da die Klimaanlage auch bei widrigen Umständen (Stehen im Stau mit Leerlaufdrehzahl...) maximal kühlen soll,
arbeitet der Kompressor mit einem Leistungsüberschuss - je grösser die Drehzahl, desto mehr Überschuss.
Dieser Leistungsüberschuss würde bewirken, dass die angestrebte Ausströmtemperatur hinter der Festdrossel
(4°- 7°C) unterschritten wird. Folge: Die Festdrossel friert ein, in den Niederdruckteil gelangt kein R134a mehr.
In diesem Fall reagiert also der Niederdruckschalter und schaltet den Kompressor ab.
Um dem Fall der vereisenden Drossel zuvorzukommen nutzt der Niederdruckschalter aber auch noch einen anderen
Effekt: Da das Kältemittel im Kondensator verflüssigt, ist das vom Kompressor in den Hochdruckteil geförderte
Volumen immer geringer als das, dem Niederdruckteil eintnommene.
Was für eine ungleichmässige Entwicklung der beiden Druckverläufe sorgt.
Der Ein- bzw. Auschaltdruck des Niederdruckschalters wird in einer Modellanlage bei, am Einsatzort zu erwartenden
klimatischen Bedingungen, ermittelt.
Der Hochdruckschalter ist im Grunde arbeitslos. Der greift nur im Notfall ein, als da wären:
Überfüllung der Anlage, Verstopfung der Drossel, Überhitzung oder auch: Defekt des Niederdruckschalters.
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Der Trockner ("Trockner- Patrone, "Akkumulator")
Im Trockner sammeln sich ggfs. noch flüssige Bestandteile des Kältemittels.
(Die dürfen nicht zum Kompressor gelangen - man kann keine Flüssigkeiten verdichten!) Zusätzlich saugt ein
Filterelement in den Kreislauf gelangtes Wasser auf und speichert es.
(Obwohl ein geschlossener Kreislauf vorliegt, kann Wasser durch einen osmotischen Prozeß über die Schläuche
eindringen. Ebenso, wie bei den Bremsschläuchen.)
Am Boden des Trockners sammelt sich auch Kälte- Öl, dies wird dem, vom Kompressor abgesaugten
Kältemittelgas zu einem bestimmten Prozentsatz wieder zugegeben.
Damit wären wir wieder am Anfang: Beim Kompressor.
> denn dann würde ich meinen dürfte bei einem lecken System der Kompressor garnicht eingeschaltet werden. <
Das ist korrekt. Es stellt einen willkommenen Nebeneffekt der Wirkungsweise des Niederdruckschalters dar:
In einem lecken (drucklosen) Kühlmittelkreislauf lässt sich die Magnetkupplung des Kompressors nicht einschalten.
(Allenfalls zeitweilig, solange noch genug Restdruck vorhanden, also noch nicht alles R134a entwichen, ist.)
Des Weiteren bleibt die Kontamination es Kühlkreislaufs mit (feuchter!) Umgebungsluft, zumindest anfänglich, auf
einen bestimmten Bereich begrenzt. Das Trockenlaufen und somit Festfressen des Kompressors wird unterbunden.
So funktioniert das nunmal beim Cougar (1999-2002) und beim Mondeo (1993-2000), bei denen der Kompressor FS10
verbaut wurde...
Von Ford wurde danach auch noch der Kompressor FS90 verwendet. Dieser hat kein Ein-/Ausschaltintervall, sondern
regelt die Kompressorleistung über eine regulierende Taumelscheibe, die den Hub der Kolben in den Zylindern des
Kompressors beeinflußt.
Es gibt auch Klimaanlagen, die das über eine variable Drossel, also eine Düse mit verstellbarem Öffnungsdurchmesser
steuern. Dazu gehören unsere nicht.
Den prinzipiellen Aufbau eines Klimakreislaufs kann man sich, sogar mit Bildern, hier noch einmal ansehen:
Bei technischen Grundlagenfragen immer wieder empfehlenswert: Kfz-Tech.de
Die dort im Teil 3 besprochene Anlage ist aber mit unserer nicht 100%-ig identisch.
Noch Fragen?
Grüsse,
Hartmut