L
Laird-of-Glencairn
Gast im Fordboard
Hallo zusammen,
nachdem immer mal wieder hier und da über die Einstellung des Ford Scorpio 1998 gesprochen wird und über die Frage, ob es nicht doch mal einen Nachfolger in diesem Segment geben könnte, möchte ich auf diese Frage hier mal näher eingehen:
Warum ging es 1998 mit dem Scorpio eigentlich wirklich zu Ende?
Bekanntlich markierte die Produktionseinstellung des Scorpio ´95 im Jahre 1998 den Ausstieg aus der oberen Mittelklasse der Marke Ford. Das wird sich auch nicht mehr ändern. Wie konnte es dazu kommen?
Als Ford 1972 die Modelle Ford Consul und Ford Granada auf die Welt brachte, war die Welt im "oberen Segment" (darunter fassen wir "Obere Mittelklasse" und "Oberklasse") noch in Ordnung.
Ford Consul L (1972) als 2-türige Limousine
Granada GXL Limousine von 1972
Der Ford Consul konzentrierte sich mit einfacherer Ausstattung und überwiegend Vierzylindermotoren auf die obere Mittelklasse und auf eine preisbewusste Kundschaft, während der noble und mit V6-Motoren ausgestattete Ford Granada - insbesondere der Ford Granada Ghia ab 1974 - sich der prestigebewussten Oberklasse zuwandte.
Consul und Granada hatten das beste Fahrwerk in ihrer Klasse (Einzelradaufhängung rundum, Fahrschemel etc.) und natürlich konnte der Ford Granada auf Anhieb den Titel des europäischen Marktführers für Sechszylinder-Limousinen fortführen, den seine Vorgänger seit 1964 innehatten. Ford konnte bis zur Einführung des Scorpio diesen Titel verteidigen!
Die Autos waren damals übrigens genauso teuer wie Mercedes. BMW hatte noch gar keine Konkurrenz in der oberen Mittelklasse mit 6-Zylinder (der 520 war ein Vierzylinder) und was in Wolfsburg damals gebaut wurde, atmete asthamatisch und hieß VW 412. Neben einigen gut motorisierten Mercedes-Benz /8 konnte mit dem Granada eigentlich nur Opel mit dem Commodore mithalten, allerdings mit deutlich einfacherer Technik, insbesondere beim Fahrwerk.
Dann passierte ein aus heutiger Sicht wohl erster strategischer Fehler, der den ersten Stein ins Rollen gebracht haben könnte: Statt Consul und Granada weiter auszudifferenzieren, wurden 1975 im Zuge eines Facelifts die Modelle Consul und Granada schlichtweg zum "Granada ´75" zusammengelegt. Den noblen Granada gab es nun also nicht nur in wirklich luxuriösen Ausführungen, sondern auch mit kleinen Motoren, einfacher Ausstattung und zum Einstiegspreis.
Granada L (Granada ´75) - in dieser Version eigentlich ein Consul...
Heute müsste man sich vorstellen: VW legt Phaeton und Passat zum "Phaeton II" zusammen und bietet diesen auch mit 90 PS-Vierzylinder an. Dass das Oberklasse-Image des "Phaeton" durch eine solche Aktion beschädigt würde, kann man sich wohl denken.
Der Vergleich hinkt etwas, weil Phaeton und Passat technisch weiter auseinanderliegen, als damals Consul und Granada - allerdings sprachen Consul und Granada damals dennoch völlig unterschiedliche Zielgruppen an!
Der "Granada ´75" war ein großer Erfolg - aber zu welchem Preis? Viele Consul-Interessenten erlagen dem Reiz, sich nun zum Schnäppchenpreis im Glanze des "noblen Granada" zu sonnen. Entsprechend erfuhr der Name "Granada" durch diese Aktion eine gewisse Abwertung.
Vielleicht konnte man damals die Entwicklung noch nicht absehen, denn der Markterfolg gab Ford zunächst Recht. Der neue "Granada ´78" war nämlich wieder ein Markterfolg und der "Granada ´82" - die höchste Stufe der Evolution des Ford Granada ebenso.
Granada Ghia (Granada ´78 ) vor dem Kempinski Hotel
Granada Ghia (Granada ´82)
Die Granada-Geschichte ging 1985 als großer Erfolg am Markt zu Ende, aber der Name "Granada" wies 1985 dennoch nicht mehr so viel Prestige auf, wie noch 1972, vor der Zusammenlegung von Consul und Granada. Und Prestige macht sehr wesentlich die Akzeptanz im "oberen Segment" aus...
Die Zulassungszahlen in diesem "oberen Segment" gingen in Deutschland insgesamt zurück und Ford sorgte sich um die Zukunft in diesem Segment. Man wollte mit dem Nachfolger dafür sorgen, dass in einem schrumpfenden Gesamtmarkt die meisten Granada-Kunden bleiben, Kunden anderer Marken zu Ford kommen und aufstrebende Fahrzeuge anderer Marken (z.B. Audi 100/200) nicht zum Zuge kommen.
Anders als beim Granada sollte der "Scorpio ´85" aber auch insbesondere Aufsteiger aus kleineren Klassen aufnehmen und weniger die eigentliche "Granada-Klientel" bedienen. Das erklärt auch die Betonung der Vierzylindermotoren im "Scorpio ´85", denen zunächst nur ein V6-Motor gegenüberstand. Das wurde erst später korrigiert...
Technisch sollte der neue Wagen zwar dem Granada ähnlich bleiben (z.B. beim V6-Motor, Einzelradaufhängung rundum, Geräumigkeit), aber viele Teile vom sehr erfolgreichen Sierra übernehmen können. Und auch optisch sollte er die Revolution des Sierra von 1982 im oberen Segment wiederholen. Der einzigartige Ford "Scorpio ´85" mit "Aero-Heck" war geboren:
Ford Scorpio Ghia 4x4 (Scorpio ´85).
Wenn man die Unterlagen von 1985 liest, wird einem klar, dass man sich wirklich viel von dem Auto erhofft hat. Das Aero-Heck war ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Klasse, das Flexibilität und Eleganz in sich vereint. Die Kritiken in der Fachpresse waren zunächst freundlich und die ersten Kundenreaktionen auch. Das serienmäßige ABS war geradezu eine Sensation, kostete diese Einrichtung bei der Konkurrenz bis zu 3.500 DM Aufpreis.
Leider stellte sich heraus, dass der Scorpio mit diesem veränderten Konzept nicht den erwarteten Erfolg brachte. Viele Granada-Kunden konnte er nicht so recht locken: Die Turnier-Kunden (Kombi) verlor man an die Konkurrenz, das "Aero-Heck" traf leider nicht den ungeteilten Beifall der konservativen Kundschaft in dieser Klasse. Bis heute ist die Kundschaft in diesem Segment konservativ, das sieht man daran, dass die erfolgreichsten Autos in dieser Klasse noch immer klassische Limousinen mit Heckantrieb und Stufenheck (oder bestenfalls Kombi) darstellen.
So musste man also feststellen, dass der "Scorpio ´85" nicht so ganz den Kundenanforderungen entsprach. Der Wagen verkaufte sicht nicht mehr so gut wie der Granada und erst 1990 wurde ein Fehler korrigiert und der "Scorpio ´85" alternativ auch als klassische Limousine mit echtem Kofferraum angeboten:
Scorpio Ghia mit Stufenheck (Scorpio´85, Baujahr 1990)
Mit einem größeren Facelift zum "Scorpio ´92" wurde dann auch der Turnier nachgeschoben:
Scorpio Ghia Turnier (Scorpio ´92)
Seit der Einführung des Scorpio ´85 waren nun sieben Jahre vergangen und manche Scorpiofahrer sprechen davon, dass der Scorpio ´92 der beste Scorpio aller Zeiten war - leider waren die Verkaufszahlen weiterhin nicht zufriedenstellend. Vielleicht war es zu spät, die Granada-Kundschaft war möglicherweise längst weg und für die Fahrer anderer Marken anzulocken, ist ohnehin schwer. Vielleicht hatte der Name "Scorpio" auch schon gelitten. Am Auto lag es jedenfalls nicht.
Und so kam, was kommen musste - ein neuer "Paukenschlag" sollte es richten und so begann man, durch einen radikalen Designwechsel dem Scorpio neues Leben einzuhauchen: Der "Scorpio ´95" erschien.
Scorpio Ghia 24V (Scorpio ´95)
Die Einführung des Scorpio ´95 beinhaltete vor allem die Streichung des Aero-Heck und ein polarisierendes Design an Front und Heck - letzteres nur bei der Limousine. Polarisierung ist in dieser Klasse dem Verkaufserfolg in der Regel eher abträglich, weil man sich als Käufer in dieser Klasse nicht für die Wahl seines Autos vor böswillig lästernden Nachbaren rechtfertigen möchte. Das haben gerade die Kunden des aktuellen 7er BMW erleben müssen...
Der Scorpio ´95 war in dieser Hinsicht dem Markt jedenfalls voraus, erst heute fügt sich seine Optik nahtlos in die ebenfalls individuell geformten Autos des Wettbewerbs (z.B. MB E-Klasse, Renault VelSatis, Lancia Thesis, 5er BMW) ein.
Um den Verkaufserfolg des Scorpio anzukurbeln, machte man ihn zudem billiger, weitaus billiger als z.B. einen Mercedes W124! Das allerdings ist das Schlimmste, was man einem Produkt in diesem Segment antun konnte, das mehr von Prestige als von harten Fakten lebt.
Zudem verfehlte man damit die noch existierenden Zielgruppen, denn die ehemalige preisbewußte, familienbetonte "Consul-Kundschaft" hatte sich längst kleineren Autos zugewandt und die ehemalige prestigebetonte "Granada-Kundschaft" war längst zu anderen Marken (und teureren Autos) abgewandert... Der Scorpio ´95 war somit ein Auto, das genau "dazwischen" lag.
Es wurden in jeweils 13 Jahren nur etwa halb so viel Scorpio gebaut wie Granada. Und so ging es 1998 zu Ende - ein schon Jahre vorher im Zuge des "Ford 2000"-Konzepts beschlossenes Ende ohne Rückkehr. Der Nachfolger, das stand schon 1995 fest, würde in den USA entwickelt werden, wo man das Kompetenzzentrum für diese Klasse ansiedelte.
Die geplante Einführung des Lincoln LS6 und LS8 als Nachfolger wurde zugunsten der Marken Volvo und Jaguar in letzter Minute gestoppt - und der Lincoln wäre wohl auch nicht wirklich geeignet gewesen, die große 40-jährige Tradition großer Limousinen aus Köln fortzuführen.
Das obere Segment ist inzwischen längst an die Konkurrenz vergeben, im Konzern wäre nur der Jaguar S-Type als würdiger Nachfolger des Scorpio zu nennen. Wer von einer Rückkehr eines Granada oder eines Scorpio träumt, wird leider feststellen müssen, dass die Marke Ford sich heute auf kleinere Autos konzentriert.
Uns Freunden des oberen Segments von Ford bleibt also nur, uns diese Fahrzeuge, die heute aktueller sind denn je, gebraucht zu sichern und die Erinnerung an eine große Zeit aufrecht zu erhalten. Wer jemals einen Granada oder Scorpio besessen hat, wird in anderen Fahrzeugen ohnehin nie wieder richtig glücklich werden!
Was in diesem Beitrag unerwähnt geblieben ist, ist die Rolle der Fachpresse bei dieser Entwicklung, die traditionell nie ein gutes Haar an den großen Kölnern gelassen hat. Nun ist das Ziel erreicht: Es gibt in dieser Klasse nur noch Testberichte zwischen Audi, Mercedes und BMW - und die Welt langweilt sich...
Wer mehr über die Scorpios erfahren will, ist herzlich zum Besuch auf unserer Website eingeladen...
nachdem immer mal wieder hier und da über die Einstellung des Ford Scorpio 1998 gesprochen wird und über die Frage, ob es nicht doch mal einen Nachfolger in diesem Segment geben könnte, möchte ich auf diese Frage hier mal näher eingehen:
Warum ging es 1998 mit dem Scorpio eigentlich wirklich zu Ende?
Bekanntlich markierte die Produktionseinstellung des Scorpio ´95 im Jahre 1998 den Ausstieg aus der oberen Mittelklasse der Marke Ford. Das wird sich auch nicht mehr ändern. Wie konnte es dazu kommen?
Als Ford 1972 die Modelle Ford Consul und Ford Granada auf die Welt brachte, war die Welt im "oberen Segment" (darunter fassen wir "Obere Mittelklasse" und "Oberklasse") noch in Ordnung.

Ford Consul L (1972) als 2-türige Limousine

Granada GXL Limousine von 1972
Der Ford Consul konzentrierte sich mit einfacherer Ausstattung und überwiegend Vierzylindermotoren auf die obere Mittelklasse und auf eine preisbewusste Kundschaft, während der noble und mit V6-Motoren ausgestattete Ford Granada - insbesondere der Ford Granada Ghia ab 1974 - sich der prestigebewussten Oberklasse zuwandte.
Consul und Granada hatten das beste Fahrwerk in ihrer Klasse (Einzelradaufhängung rundum, Fahrschemel etc.) und natürlich konnte der Ford Granada auf Anhieb den Titel des europäischen Marktführers für Sechszylinder-Limousinen fortführen, den seine Vorgänger seit 1964 innehatten. Ford konnte bis zur Einführung des Scorpio diesen Titel verteidigen!
Die Autos waren damals übrigens genauso teuer wie Mercedes. BMW hatte noch gar keine Konkurrenz in der oberen Mittelklasse mit 6-Zylinder (der 520 war ein Vierzylinder) und was in Wolfsburg damals gebaut wurde, atmete asthamatisch und hieß VW 412. Neben einigen gut motorisierten Mercedes-Benz /8 konnte mit dem Granada eigentlich nur Opel mit dem Commodore mithalten, allerdings mit deutlich einfacherer Technik, insbesondere beim Fahrwerk.
Dann passierte ein aus heutiger Sicht wohl erster strategischer Fehler, der den ersten Stein ins Rollen gebracht haben könnte: Statt Consul und Granada weiter auszudifferenzieren, wurden 1975 im Zuge eines Facelifts die Modelle Consul und Granada schlichtweg zum "Granada ´75" zusammengelegt. Den noblen Granada gab es nun also nicht nur in wirklich luxuriösen Ausführungen, sondern auch mit kleinen Motoren, einfacher Ausstattung und zum Einstiegspreis.

Granada L (Granada ´75) - in dieser Version eigentlich ein Consul...
Heute müsste man sich vorstellen: VW legt Phaeton und Passat zum "Phaeton II" zusammen und bietet diesen auch mit 90 PS-Vierzylinder an. Dass das Oberklasse-Image des "Phaeton" durch eine solche Aktion beschädigt würde, kann man sich wohl denken.
Der Vergleich hinkt etwas, weil Phaeton und Passat technisch weiter auseinanderliegen, als damals Consul und Granada - allerdings sprachen Consul und Granada damals dennoch völlig unterschiedliche Zielgruppen an!
Der "Granada ´75" war ein großer Erfolg - aber zu welchem Preis? Viele Consul-Interessenten erlagen dem Reiz, sich nun zum Schnäppchenpreis im Glanze des "noblen Granada" zu sonnen. Entsprechend erfuhr der Name "Granada" durch diese Aktion eine gewisse Abwertung.
Vielleicht konnte man damals die Entwicklung noch nicht absehen, denn der Markterfolg gab Ford zunächst Recht. Der neue "Granada ´78" war nämlich wieder ein Markterfolg und der "Granada ´82" - die höchste Stufe der Evolution des Ford Granada ebenso.

Granada Ghia (Granada ´78 ) vor dem Kempinski Hotel

Granada Ghia (Granada ´82)
Die Granada-Geschichte ging 1985 als großer Erfolg am Markt zu Ende, aber der Name "Granada" wies 1985 dennoch nicht mehr so viel Prestige auf, wie noch 1972, vor der Zusammenlegung von Consul und Granada. Und Prestige macht sehr wesentlich die Akzeptanz im "oberen Segment" aus...
Die Zulassungszahlen in diesem "oberen Segment" gingen in Deutschland insgesamt zurück und Ford sorgte sich um die Zukunft in diesem Segment. Man wollte mit dem Nachfolger dafür sorgen, dass in einem schrumpfenden Gesamtmarkt die meisten Granada-Kunden bleiben, Kunden anderer Marken zu Ford kommen und aufstrebende Fahrzeuge anderer Marken (z.B. Audi 100/200) nicht zum Zuge kommen.
Anders als beim Granada sollte der "Scorpio ´85" aber auch insbesondere Aufsteiger aus kleineren Klassen aufnehmen und weniger die eigentliche "Granada-Klientel" bedienen. Das erklärt auch die Betonung der Vierzylindermotoren im "Scorpio ´85", denen zunächst nur ein V6-Motor gegenüberstand. Das wurde erst später korrigiert...
Technisch sollte der neue Wagen zwar dem Granada ähnlich bleiben (z.B. beim V6-Motor, Einzelradaufhängung rundum, Geräumigkeit), aber viele Teile vom sehr erfolgreichen Sierra übernehmen können. Und auch optisch sollte er die Revolution des Sierra von 1982 im oberen Segment wiederholen. Der einzigartige Ford "Scorpio ´85" mit "Aero-Heck" war geboren:

Ford Scorpio Ghia 4x4 (Scorpio ´85).
Wenn man die Unterlagen von 1985 liest, wird einem klar, dass man sich wirklich viel von dem Auto erhofft hat. Das Aero-Heck war ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Klasse, das Flexibilität und Eleganz in sich vereint. Die Kritiken in der Fachpresse waren zunächst freundlich und die ersten Kundenreaktionen auch. Das serienmäßige ABS war geradezu eine Sensation, kostete diese Einrichtung bei der Konkurrenz bis zu 3.500 DM Aufpreis.
Leider stellte sich heraus, dass der Scorpio mit diesem veränderten Konzept nicht den erwarteten Erfolg brachte. Viele Granada-Kunden konnte er nicht so recht locken: Die Turnier-Kunden (Kombi) verlor man an die Konkurrenz, das "Aero-Heck" traf leider nicht den ungeteilten Beifall der konservativen Kundschaft in dieser Klasse. Bis heute ist die Kundschaft in diesem Segment konservativ, das sieht man daran, dass die erfolgreichsten Autos in dieser Klasse noch immer klassische Limousinen mit Heckantrieb und Stufenheck (oder bestenfalls Kombi) darstellen.
So musste man also feststellen, dass der "Scorpio ´85" nicht so ganz den Kundenanforderungen entsprach. Der Wagen verkaufte sicht nicht mehr so gut wie der Granada und erst 1990 wurde ein Fehler korrigiert und der "Scorpio ´85" alternativ auch als klassische Limousine mit echtem Kofferraum angeboten:

Scorpio Ghia mit Stufenheck (Scorpio´85, Baujahr 1990)
Mit einem größeren Facelift zum "Scorpio ´92" wurde dann auch der Turnier nachgeschoben:

Scorpio Ghia Turnier (Scorpio ´92)
Seit der Einführung des Scorpio ´85 waren nun sieben Jahre vergangen und manche Scorpiofahrer sprechen davon, dass der Scorpio ´92 der beste Scorpio aller Zeiten war - leider waren die Verkaufszahlen weiterhin nicht zufriedenstellend. Vielleicht war es zu spät, die Granada-Kundschaft war möglicherweise längst weg und für die Fahrer anderer Marken anzulocken, ist ohnehin schwer. Vielleicht hatte der Name "Scorpio" auch schon gelitten. Am Auto lag es jedenfalls nicht.
Und so kam, was kommen musste - ein neuer "Paukenschlag" sollte es richten und so begann man, durch einen radikalen Designwechsel dem Scorpio neues Leben einzuhauchen: Der "Scorpio ´95" erschien.

Scorpio Ghia 24V (Scorpio ´95)
Die Einführung des Scorpio ´95 beinhaltete vor allem die Streichung des Aero-Heck und ein polarisierendes Design an Front und Heck - letzteres nur bei der Limousine. Polarisierung ist in dieser Klasse dem Verkaufserfolg in der Regel eher abträglich, weil man sich als Käufer in dieser Klasse nicht für die Wahl seines Autos vor böswillig lästernden Nachbaren rechtfertigen möchte. Das haben gerade die Kunden des aktuellen 7er BMW erleben müssen...
Der Scorpio ´95 war in dieser Hinsicht dem Markt jedenfalls voraus, erst heute fügt sich seine Optik nahtlos in die ebenfalls individuell geformten Autos des Wettbewerbs (z.B. MB E-Klasse, Renault VelSatis, Lancia Thesis, 5er BMW) ein.
Um den Verkaufserfolg des Scorpio anzukurbeln, machte man ihn zudem billiger, weitaus billiger als z.B. einen Mercedes W124! Das allerdings ist das Schlimmste, was man einem Produkt in diesem Segment antun konnte, das mehr von Prestige als von harten Fakten lebt.
Zudem verfehlte man damit die noch existierenden Zielgruppen, denn die ehemalige preisbewußte, familienbetonte "Consul-Kundschaft" hatte sich längst kleineren Autos zugewandt und die ehemalige prestigebetonte "Granada-Kundschaft" war längst zu anderen Marken (und teureren Autos) abgewandert... Der Scorpio ´95 war somit ein Auto, das genau "dazwischen" lag.
Es wurden in jeweils 13 Jahren nur etwa halb so viel Scorpio gebaut wie Granada. Und so ging es 1998 zu Ende - ein schon Jahre vorher im Zuge des "Ford 2000"-Konzepts beschlossenes Ende ohne Rückkehr. Der Nachfolger, das stand schon 1995 fest, würde in den USA entwickelt werden, wo man das Kompetenzzentrum für diese Klasse ansiedelte.
Die geplante Einführung des Lincoln LS6 und LS8 als Nachfolger wurde zugunsten der Marken Volvo und Jaguar in letzter Minute gestoppt - und der Lincoln wäre wohl auch nicht wirklich geeignet gewesen, die große 40-jährige Tradition großer Limousinen aus Köln fortzuführen.
Das obere Segment ist inzwischen längst an die Konkurrenz vergeben, im Konzern wäre nur der Jaguar S-Type als würdiger Nachfolger des Scorpio zu nennen. Wer von einer Rückkehr eines Granada oder eines Scorpio träumt, wird leider feststellen müssen, dass die Marke Ford sich heute auf kleinere Autos konzentriert.
Uns Freunden des oberen Segments von Ford bleibt also nur, uns diese Fahrzeuge, die heute aktueller sind denn je, gebraucht zu sichern und die Erinnerung an eine große Zeit aufrecht zu erhalten. Wer jemals einen Granada oder Scorpio besessen hat, wird in anderen Fahrzeugen ohnehin nie wieder richtig glücklich werden!
Was in diesem Beitrag unerwähnt geblieben ist, ist die Rolle der Fachpresse bei dieser Entwicklung, die traditionell nie ein gutes Haar an den großen Kölnern gelassen hat. Nun ist das Ziel erreicht: Es gibt in dieser Klasse nur noch Testberichte zwischen Audi, Mercedes und BMW - und die Welt langweilt sich...
Wer mehr über die Scorpios erfahren will, ist herzlich zum Besuch auf unserer Website eingeladen...