Irgendwie hab ich diesen Thread erwartet

Ok, ich versuch's mal für alle, die mit EDV nicht so "verheiratet" sind wie ich
:besserwisser Anfang
CAN steht für Controller Area Network, zu deutsch, ein Netzwerk aus allem, was sich um einen Controller versammelt. Mit Controller ist im Auto das Steuergerät gemeint, und das was es außen rum sich versammelt, sind all die Komponenten im Fahrzeug, die irgendwie Informationen mit dem Steuergerät austauschen müssen. Was das im Einzelnen ist, hängt vom jeweiligen Motor ab, aber es können mehrere dutzend Komponenten sein.
Im Laufe der Entwicklungszeit moderner Autos wurden das immer mehr Komponenten und die Masse an Kabeln wurde auch immer mehr. Die Steuergeräte vom Typ EEC-V (Electronic Engine Control, 5. Generation), die Ford derzeit verwendet, haben schon 104 (!!) Anschlüsse, und die reichen oft nicht mal aus für alle Funktionen. Also wurden es immer mehr Kabel, verbunden mit den entsprechend steigenden Kosten, dem Aufwand der Entwicklung verschiedenster Kabelbäume, dem Platzbedarf im Motorraum und dem Gewicht hierfür.
Außerdem bekam das Steuergerät langsam Probleme, weil immer mehr Komponenten gleichzeitig irgend etwas an das Steuergerät schicken wollten. Es gab keine vernünftige Koorgination, wann wer was zu melden hatte, um dem Steuergerät eine Chance zu geben, die Informationen auch aufzunehmen und zuverarbeiten.
Man griff nun endgültig auf Computer-Techniken zurück und entwickelte ein sogenanntes
Bus-System. Vereinfacht ausgedrückt, hängen alle Komponenten um das Steuergerät hier an einem einzigen Kabel, ähnlich wie die Fahrgäste in einem Reisebus (da kommt der Begriff auch her). Damit es auf diesem Bus nicht drunter und drüber geht, funktioniert die Kommunikation nach festen Regeln wie in einem Computer-Netzwerk (wobei wir schon wieder beim "N" in CAN-Bus wären, N steht ja für Netzwerk).
Alle diese Regeln zu erklären, geht hier eindeutig zu weit. Nur soviel: Jedes der angeschlossenen Geräte hat eine eindeutige Adresse. Das Steuergerät weiß seit dem Motorstart, welche Komponenten "da" sind. Es kann nun Befehle an diese Komponenten schicken, indem es dem Befehl (z.B. "Zündfunke für Zylinder 1 auslösen") die Adresse des Gerätes voranstellt, für die er bestimmt ist (hier die Zündspule). Nur die Zündspule nimmt den Befehl entgegen, da er ja seine Adresse trägt, alle anderen Geräte ignorieren den Befehl.
Als zweites kann das Steuergerät mit diesen Adressen Informationen von den Geräten abfragen, z.B. "An Temperatursensor: Wie warm ist das Kühlwasser?". Der Temperatursensor antwortet, indem er - zusammen mit dem Temperaturwert - seine eigene Geräteadresse als Absender zurücksendet. Daran erkennt das Steuergerät zuverlässig, von dem die Information stammt.
Was sind nun die Vorteile dieser Technik?
1. Im Prinzip muss nicht mehr jedes einzelne Motorsteuerungselement einzeln und direkt mit dem Steuergerät verbunden werden, sondern ein einzelnes Kabelpaar läuft quer durch den gesamten Motorraum - mehr nicht (naja, ganz so simpel ist es in der Praxis dann doch nicht). Der Verkabelungsaufwand wird deutlich gesenkt (s.o.)
2. Es müssen nicht verschiedene Motorkabelbäume entwickelt werden, da alle Steuerelemente die gleichen Anschlüsse an diesem Bus-Kabel haben. Was verbaut wird, wird auch angeschlossen - fertig. Das Steuergerät erfährt schon bei jedem Motorstart, was alles da ist und was nicht (auch hier deutlich vereinfacht beschrieben)
3. Es erlaubt den Geräten, die derzeit nicht gebraucht werden, in einen Standby-Modus zu gehen (z.B. Klimasteuerung, wenn nicht eingeschaltet). Das senkt den Stromverbrauch;
4. Das CAN-Bus-System ist weltweit genormt. Das vereinfacht nicht nur die Entwicklung von Steuerelementen, sondern macht es endlich möglich, mit einem einzigen Diagnosegerät alle Motoren aller Marken zu warten.
:besserwisser Ende
So, und nun zu Ford, besser gesagt zum Mondeo (bei den anderen dürfte es nur wenig anders sein). Das besagte Steuergerät EEC-V kann mit einem CAN-Bus betrieben werden, wenn die entsprechende Software aufgespielt wird. Aber beim MK1 und MK2 war die Technik noch nicht soweit und Ford betreibt es "konventionell". Im MK3 sind erste Ansätze vom CAN-Bus enthalten, insbesondere zum Diagnosestecker. Aber die volle Umsetzung der Bus-Technologie habe ich auch im MK3 Facelift noch nicht gesehen (wie sie z.B. bei Mercedes bereits üblich ist).
@alex666 und @all: Ich hoffe, ich habe Euch mit so viel Text nicht total über den Haufen gefahren.
Grüße
Uli