Hier noch ein Bericht aus FTD.de...
Somit gehen rund 1/4 aller Arbeitsplätze bei Ford verloren...
Dossier Ford geht in harte Sanierungsjahre
von Kristina Spiller, Hamburg
Der weltweit drittgrößte Autokonzern Ford startet in ein hartes Sanierungsjahr. Der Ford-Konzernchef Bill Ford wird einen massiven Stellenabbau bekannt geben, der wohl gut einem Viertel der 120.000 Mitarbeiter in den kommenden vier Jahren den Job kosten wird.
Einblick in die Ford-Produktion in KansasMindestens 25.000 Stellen dürften in Nordamerika wegfallen, berichtet die US-Zeitung "Detroit News". Mehr sei durchaus möglich, schreibt die Agentur Bloomberg aus gut unterrichteten Kreisen. Selbst Topmanager werde der Abbau treffen, meldet "Detroit News", darunter Verkaufschef Steve Lyons. Bis April sollen demnach 4000 Angestellte gehen. Zudem erwarten Analysten, dass zehn Werke geschlossen werden.
Auf dem Ford-Management lastet die hohe Erwartung, mit harten Einschnitten schnell die angehäuften Verluste im nordamerikanischen Automobilgeschäft auszumerzen. Schon US-Rivale General Motors (GM) hatte den Abbau von 30.000 Jobs verkünden müssen und schließt zwölf Werke. "Unsere größte Sorge ist, ob die Maßnahmen Fords weit genug gehen werden, um die ernsten Wettbewerbsnachteile in diesem Markt ausgleichen zu können", sagt Christophe Boulanger, Analyst von Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW). Immerhin musste Ford wie auch GM 2005 erneut Absatzeinbußen im US-Markt hinnehmen.
Hohe Personalkosten
Ford-Chef Bill Ford"Es wird sehr schmerzhaft für einige", kündigte Bill Ford bereits an. Fords Personalkosten sind im Vergleich zu den möglichen Verkaufszahlen viel zu hoch. Vor allem japanischen Autohersteller wie Toyota und Honda jagen den Traditionskonzernen aus Detroit Kunden ab. Ford verlor 2005 schon das zehnte Jahr in Folge Marktanteile in den USA.
Denn die US-Konzerne haben den Trend zu sparsameren Autos verpasst. Erst zur Autoshow in Detroit haben beide Unternehmen - vor allem Ford - kleinere Autos mit weniger Spritverbrauch vorgestellt. Radikale Rabattschlachten, mit denen GM und Ford Marktanteile zurückerobern wollten, haben ihnen nun Milliardenverluste beschert. Allein in den ersten neun Monaten 2005 häufte der Ford-Konzern einen Verlust von 1,4 Mrd. $ an.
Zweifel der Analysten
Analysten sind skeptisch, ob Ford sich aus den Problemen befreien kann. Gerade senkte die Rating-Agentur Standard &Poor' s (S&P) erneut Fords Kreditwürdigkeit. S&P-Analyst Robert Schulz zweifelt, ob es Ford gelingt, in Nordamerika eine Trendwende zu schaffen. "Im günstigsten Fall braucht das einige Jahre", sagt er.
Um sich der nachlassenden Nachfrage anzupassen, hält Jon Rogers, Analyst der Citigroup, einen Kapazitätsabbau um 25 Prozent auf 3,3 Millionen Wagen für nötig. "Das dürfte die Ertragslage jedoch vorerst nochmals drücken", sagte Rogers. 2005 lag Fords Auslastung nach Berechnungen der Marktforschungsfirma Harbour bei nur 79 Prozent - weniger als jeder andere Autobauer.
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Analysten erwarten nun, dass der Konzern einige Modelle aus dem Programm nehmen könnte. Kleinere Pick-ups oder große Geländewagen könnten darunter sein. Dagegen werde sich Ford wohl stärker auf Segmente wie Großraumlimousinen konzentrieren. Immerhin ist der Verkauf etwa der Minivans Freestar und Mercury 2005 um 23 beziehungsweise 53 Prozent eingebrochen. Der Konzern muss die Nachfrage mit neuen Modelltypen beleben. Den Ford Escape - ein Crossover-Mix aus Geländewagen und Limousine - hat Ford gerade vorgestellt. Generell legt der Konzern einen starken Fokus auf kleinere Wagen. So will Ford im laufenden Quartal im Vergleich zu Anfang 2005 immerhin 21,1 Prozent mehr Pkw, aber 12,3 Prozent weniger Trucks, Pick-ups und Geländewagen produzieren.
"Die Frage wird nur sein, was der Sanierungsplan den Konzern kosten wird", gibt DrKW-Analyst Boulanger zu bedenken. Im vierten Quartal, für das Ford heute ebenfalls Ergebnisse vorlegt, sehen die Erwartungen der Branchenexperten nicht rosig aus. Ford werde wohl nur einen schmalen Gewinn auf Konzernebene erreichen, während das Autogeschäft erneut im Minus landet, erwartet Boulanger. Den Konzerngewinn vor Steuern schätzt der DrKW-Analyst auf nur 29 Mio. $, nach 500 Mio. $ im Vorjahr. Denn der Vorsteuerverlust im Autogeschäft habe sich wegen Nordamerika wohl auf 700 Mio. $ vergrößert. Boulanger sieht Fords Gewinnziel für 2005 von 1 bis 1,25 $ pro Aktie höchstens am "unteren Ende dieser Spanne". 2004 lag der Gewinn bei 2,1 $ je Aktie.