wg. Bericht in "Motor-Klassik"
Also, im Prinzip finde ich die Debatte "Mein Scorpio - Dein Scorpio" etwas kindisch.
Aber SirVampire hatte damit angefangen. Und so wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es zurück.
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Um noch einmal auf den Artikel im Motor-Klassik zurückzukommen:
Der Scorpio wird in den Medien schlechter geredet, als er es ist. Es ist ein Mythos, dass der "legendäre Granada" besser
gewesen sein soll, als der Scorpio MK I. Der Erfolg des Granadas lag in den Verkaufszahlen (Stufenheck, Turnier).
Im Jahre 1988 kaufte ich mir für 5.000 D-Mark einen 6-Zylinder-Granada MK II, mit Weber-Doppelvergaser, Transistorzündung,
(6 Jahre alt) mit ca. 82.000 km. Bei KM 85.000 musste für 1.200,00 D-Mark die Servolenkung getauscht werden.
Nach vier Jahren bildeten sich an allen vier Radläufen bereits Blasen unter dem Lack.
Die Rostvorsorge war in den 80-er und 90-er Jahren eben "Schrott". Der Granada hatte sogar noch das alte N-Getriebe.
Im Zuge der Einführung von bleifreiem Benzin hatte ich 1992 den Granada für 3.500,00 D-Mark nach Russland verkauft.
Als der Scorpio 1985 eingeführt wurde, wurden erst einmal die alten Granada-Motoren verbaut (später auf EFI umgestellt),
es wurde die (in die Länge gezogene) Plattform des Sierra verwendet, die Kardanwelle des Granada, das Diffenzial des
Granada, und einige Schalter / Knöpfe aus dem Cockpit des Granada ebenso. Das Fahrwerk wurde auch verbessert.
1989 wurde im Scorpio das modernere MT75-Getriebe verbaut.
Bis 1994 wurde der MK I in Großbritannien unter dem Namen Granada MK III verkauft.
Die meisten Informationen über den Scorpio bekommt man im englichsprachigen Raum wie USA, UK/ GB.
Leider
nicht hier im Ford-Board, da die Scorpio-Fahrer hier am "aussterben" sind. Wenig Informationen erhält man auch vom
Werk oder den Ford-Werkstätten, da viele ehemalige Mitarbeiter schon im Ruhestand sind oder zum Autowäscher
"degradiert" wurden, weil sie bald in Rente gehen, oder vielleicht ist auch die Neu-Verkaufsstatistik wichtiger.
Der Verfasser des Artikels im "Motor-Klassik" hat fälschlicherweise den Mangel am Motorkabelbaum dem Scorpio MK I
zugeordnet, obwohl der Mangel erst beim "Glubschi" (MK II) auftrat. Die Kabelbäume wurden von Siemens zugeliefert.
(Ich glaube, Siemens hatte damals die Kabelwerke Leoni gekauft).
Die persönlichen Vorteile des 8V - D.O.H.C.- Scorpios MK I (WW.Granada MK III) liegen bei:
- Ladevolumen (Schrägheck) 1.340 Liter
- Geringes Leergewicht von 1.278 kg
- Günstiger Verbrauch von ca. 8,5 L / 100 km (laut Tankquittungen)
- Hohes Drehmoment bei 2.500 UPM, robuster drehfreudiger Motor
- Platz ohne Ende, bequeme "Sessel", relativ großes Lenkrad,
- höhenverstellbarer Fahrersitz, verstellbare Lenksäule, Kopfstützen hinten
- Keine steifen Glieder auf Langstrecken, keine "Trombose-Gefahr" für Mitfahrer,
- Günstige Ersatzteilbeschaffung (etwas Geduld und Englisch-Kenntnisse erforderlich)
- Man kann viel selbst reparieren, keine Probleme z.B. mit Grühbirnenwechsel, usw.
- Kein Schnick-Schnack, der vom Fahren ablenkt
- Gute Rundumsicht dank C- und D-Säulen (etwa wie Glaskuppel)
Die persönlichen Nachteile liegen bei:
- Ventildeckel aus Presskunststoff (muss alle 100.000 km oder nach 20 Jahren gewechselt werden
(verzieht sich im Laufe der Jahre durch Hitze / Kälte, Alternativ: Modifizierter Alu-Deckel vom Transit / Galaxy)
- Ab 80.000 KM leichtes Dröhnen der Antriebswellen, was nicht heißt, dass sie bei normaler Fahrt gewechselt werden müssen
(gibt es günstig von Triscan, Spidan zum Einlagern als Reserve)
- Zylinderkopf-Dichtungsprobleme soll es nur beim 16V - D.O.H.C. geben.
- Thermostatgehäuse (Stutzen) aus Kunststoff, in dem auch der Thermoschalter montiert ist
(gibt es noch günstig bei "Ford Kimmerle" zu 10% Rabatt zum Einlagern als Reserve)
- Korrosionsschutz (sobald ein Scorpio gekauft wird, sofort Unterbodenschutz, Hohlraumversiegelung machen lassen)
- Steuerkette muss (nach internationaler Recherche) bei 100.000 Meilen bis 130.000 Meilen getauscht werden.
(kompletter Kettensatz / 2 Ketten o. und u. inkl. Gleitschienen o. und u., inkl. Hydrostößel, Kettenspanner gibt es günstig in
Großbritannien)
Vielen Dank an dieser Stelle für die Ratschläge von langjährigen aktiven und ehemaligen Ford-Mitarbeitern, welche mich
zu meinem Kauf auch beglückwünscht hatten.
Soweit so gut!
Die Nachteile sind jedoch akzeptabel, wenn man sie vorher kennt. Dann kann man "gegensteuern" oder
seine Fahrweise anpassen. Dieses ist jedoch nichts im Gegensatz zu vielen heutigen "modernen" Mängeln wie nervendes
Piepsen, Anlernen von Steuerungen, Fehlalarme, explodierende Airbags (Ford Ranger), schwer zugängliche Aggregate im
Motorraum, Steuergerät programmieren nach Reifenwechsel, und, und, und...
Einen schönen Gruß,