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Zurück auf festem Boden unter den Rädern: Lauf vier der diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaft führt M-Sport Ford zu einem der absoluten Klassiker im Kalender, der Kurvenorgie auf Korsika. Viermal konnte Ford diese erste reine Asphalt-Veranstaltung der Saison in der Vergangenheit bereits bezwingen: 1988 mit dem Sierra RS Cosworth, pilotiert von Didier Auriol/Bernard Occelli, 1993 mit dem Escort RS Cosworth von François Delecour/Daniel Grataloup und 2004, als Markko Märtin und Michael Park den Ford Focus WRC auf Platz eins steuerten.

Hinzu kommt der Triumph von Stéphane Sarrazin/Jacques-Julien Renucci mit dem Fiesta RRC, allerdings zählte die „Tour de Corse“2014 nicht zur Rallye-WM.

Am kommenden Wochenende wollen die Hersteller-Weltmeister von 2017 das Potenzial des aktuellen Fiesta WRC auch auf befestigten Straßen aufzeigen und haben erneut einen Podestplatz ins Visier genommen – so wie dies dem Turbo-Allradler bereits vor zwei Wochen auf mexikanischem Schotter gelungen ist.

Mitte Februar hatte das World Rally Car, das auf dem in Köln-Niehl produzierten Kleinwagen basiert, die Schnee- und Eisveranstaltung in Schweden sogar für geraume Zeit angeführt. Der vielseitige Fiesta ist also ein Fall für alle Fälle.

„Auf Schnee, Eis und Schotter konnten wir den Speed unseres diesjährigen Fiesta WRC bereits unter Beweis stellen, das wollen wir auf Asphalt nun wiederholen“, bestätigt M-Sport-Teamchef Richard Millener.

„Der Fiesta war dank seiner überzeugenden Chassis- und Fahrwerksqualitäten auf diesem Untergrund schon immer schnell. Wir haben nochmals hart an den Details der Abstimmung gearbeitet, um so gut vorbereitet zu sein wie möglich. Der größte Teil der Streckenführung ist in diesem Jahr komplett neu, dies sorgt für eine höhere Chancengleichheit. Hinzu kommt am Freitag ein spezieller Endurance-Aspekt, denn die Rallye-Autos müssen von morgens bis abends ohne Service auskommen. Elfyn Evans liebt diese Veranstaltung, auf Korsika hat er erstmals einen WM-Lauf angeführt. Es spricht also nichts dagegen, dass er – wie bereits in Mexiko – erneut den Sprung aufs Podium schaffen kann. Für Teemu Suninen ist es in diesem Jahr die einzige Rallye, die er zuvor noch nicht am Steuer eines World Rally Cars bestritten hat. Zudem wird er am Freitag von seiner Startposition benachteiligt. Dennoch erwarte ich von ihm schnelle Zeiten, auch wenn es seine Hauptaufgabe ist, das Ziel zu erreichen und viel Erfahrung zu sammeln.“

Die „Tour de Corse“ gehört zu den Ikonen des Rallye-Sports und gilt mit ihrem endlosen Kurvenlabyrinth als die Asphaltveranstaltung schlechthin. Mehr als zwei Drittel der Strecke, die sich von Freitagmorgen bis Sonntagmittag über 14 Wertungsprüfungen (WP) mit zusammengerechnet 347,51 Wettbewerbskilometer erstreckt, unterscheiden sich vom Vorjahr.

Der Belag der engen Bergstraßen ist zwar nicht mehr ganz so reifenmordend wie einst, aber dennoch immer für Überraschungen gut. Eine elementare Grundlage für den Erfolg legen die Crews bereits im Vorfeld während der Streckenbesichtigung: Der Aufschrieb des Beifahrers muss mit höchster Präzision angefertigt werden, schon kleinste Fehler bestraft der WM-Lauf auf der Mittelmeerinsel in der Regel ohne Gnade.

Der Start erfolgt am Freitagmorgen in der südlich gelegenen Stadt Port Vecchio. Bis zum Abend stehen sechs WP auf dem Programm, bevor der Rallye-Zirkus in den Service-Park am Flughafen von Bastia zurückkehrt. Gut die Hälfte der Prüfungsdistanz halten die sechs WP des Samstags bereit, darunter auch die 47,18 Kilometer lange „Castagniccia“, die zweimal absolviert werden muss. Den Sonntag beschließen zwei weitere Prüfungen mit der 19,34-Kilometer-WP „Calvi“ als sogenannte „Power Stage“ – auf ihr können die fünf Schnellsten bis zu fünf WM-Zusatzpunkte ergattern.

Weitere Besonderheit im Service-Park: die brandneuen Ford F-MAX-Lkw von M-Sport, die das Team für die komplette Europasaison begleiten. Der F-MAX – „International Truck of the Year 2019“ – wurde von Ford in Dunton entwickelt und läuft im türkischen Werk Otosan vom Band.

Elfyn Evans / Scott Martin (Ford Fiesta WRC, Startnummer 33); WM-Rang: 5

Rallye-Korsika-Starts: 4. Bestes Ergebnis: Platz 2 (2015)

Gemeinsam mit seinem Beifahrer Scott Martin will Elfyn Evans seinem Podestresult in Mexiko ein vergleichbares Ergebnis auch auf Korsika folgen lassen. Der 30-jährige Waliser hat sich auf der Mittelmeerinsel schon immer wohlgefühlt, wie sein zweiter Platz aus der Saison 2015 beweist – seinerzeit sammelte er zum ersten Mal bei einem Rallye-WM-Lauf Führungskilometer.

„Ich freue mich auf die erste reine Asphaltveranstaltung des Jahres, die WP lassen sich toll fahren“, betont Evans. „Da mehr als zwei Drittel der Prüfungen komplett neu sind, stellen sie uns aber auch vor eine besondere Aufgabe. Entsprechend kommt es auf die Streckenbesichtigung an, wir werden viel Zeit und Mühe in den Aufschrieb investieren. Der dritte Platz in Mexiko hat uns in der WM-Tabelle wieder weit nach vorne gebracht. Am Freitag unter den ersten Fünf starten zu dürfen, ist klar ein Vorteil, den wir nutzen müssen. Gemeinsam mit Teemu haben wir einen zweitägigen Test absolviert, der Fiesta WRC fühlte sich wirklich gut an. Es läuft alles nach Plan.“

Teemu Suninen / Marko Salminen (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3); WM-Rang: 19

Rallye-Korsika-Starts: 3. Bestes Ergebnis: Platz 8 (2017)

Für einen Finnen klingt es zwar eher ungewöhnlich, tatsächlich hat Teemu Suninen seine Karriere aber auf Asphalt begonnen statt bei Schotter-Veranstaltungen. Zugleich ist die Rallye Korsika der einzige WM-Lauf, den der 25-jährige aus Tuusula noch nicht mit einem Auto der Topkategorie WRC unter die Räder genommen hat – dafür ging er in der Heimat Napoleons bereits drei Mal mit einem Auto der WRC 2-Klasse an den Start.

„Dem ersten Asphalt-Event der Saison blicke ich gespannt entgegen“, bestätigt Suninen. „Ich habe meine ersten Motorsporterfahrungen zwar auf Rundstrecken gesammelt, ein Rennkart lässt sich aber mit einem World Rally Car kaum vergleichen. Zur Vorbereitung habe ich gemeinsam mit Elfyn ein paar Tage getestet, die Ergebnisse waren viel versprechend. Gerade bei einer Rallye wie der ,Tour de Corse‘ kommt es auf eine gute Balance des Autos an, die haben wir meines Erachtens gefunden. Im vergangenen Jahr war ich auf Korsika nicht am Start. In dieser Saison sollen sich die Prüfungen stark unterscheiden und schneller sein, mehr wie jene bei der Rallye Spanien. Für uns kommt es vor allem darauf an, ohne Probleme das Ziel zu erreichen. Das würde uns den weiteren Verlauf des Jahres deutlich erleichtern.“

Zwei deutsche Nachwuchstalente starten auf Korsika im Fiesta R2T

Nach der schwierigen Winter-Rallye in Schweden steht für die Teilnehmer der hart umkämpften Junior-WM auf Korsika der zweite Saisonlauf auf dem Programm. Am Steuer ihrer frontgetriebenen, rund 200 PS starken Fiesta R2T mit von der Partie: Julius Tannert aus Zwickau und Nico Knacker aus Siedenburg.

„Diese Rallye ist ein echter Mythos“, beschreibt der 28 Jahre alte Tannert, der sich den Ford wieder mit seinem österreichischen Beifahrer Jürgen Heigl teilt. „Die engen, kurvigen Bergstraßen sind einzigartig und verlangen einen extrem präzisen Aufschrieb. Jeder Fehler wird hier sofort bestraft. Gleichzeitig ist die Kulisse, vor der wir fahren, einmalig. Ich möchte auf Korsika meine ganze Erfahrung auf Asphalt ausspielen und um den Sieg kämpfen. Das wird eine große Herausforderung für Jürgen und mich, aber wir können es kaum erwarten.“

„Die sechs Wochen Wartezeit seit der Rallye Schweden sind nun endlich vorbei und ich freue mich sehr auf den zweiten Lauf der Junior-WM“, unterstreicht Knacker, der in letzter Minute anstelle seines grippekranken Beifahrers Tobias Braun mit Michael Wenzel einen neuen Copiloten verpflichten musste.

„Ich habe in Schweden gesehen, wie schwer es ist, gegen unsere zwölf Mitstreiter zu bestehen. Michael und ich werden unsere erste und einzige Rallye in diesem Jahr auf Asphalt bestreiten – ein Untergrund, den ich durch meine Erfahrung von der Rundstrecke und meinen Rallye-Starts der vergangenen Jahre natürlich viel besser kenne. Wir wollen einige Zeiten unter den Top 5 in unserer Kategorie fahren und sicher das Ziel erreichen. In Schweden konnten wir wichtige Erfahrungen sammeln. Genau das wollen wir auf Korsika wiederholen.“
 
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