...ups, den Kommentar sehe ich ja jetzt erst! 
Ok, wie man sich irren kann...-
Im Nachinein betrachtet:
Ich schaue Formel1 seit Mitte der siebziger Jahre, was anfangs gar nicht so einfach war, da ARD / ZDF nur live berichteten, wenn deutsche Fahrer oder Strecken zu sehen waren.
Ich vermute sogar, nach dem Tod Jochen Rindts 1970 war das Interesse der Intendanten für die F1 eher gering.
Ich kam zu spät, um Jochen Rindt noch mitzuerleben - aber früh genug, um zu sehen, wie wenig erfolgreich deutsche Rennfahrer wie Stuck, Winkelhock oder Mass sich in der "Königsklasse" versuchten.
Aber es gab einen Clay Regazzoni, einen James Hunt, einen Nicki Lauda - das waren als 8 Jähriger für mich echte Idole. Helden, die stark waren, weil sie etwas beherrschten, was ich für unmöglich hielt - eine Rakete auf Rädern auf einem schmalen Streifen Asphalt zu halten, der nur sehr selten geradeaus verlief.
Daher war es auch nichts Ungewöhnliches, wenn pro Jahr mindestens einer der Fahrer die Saison nicht überlebte - und auch das trug zum Heldentum bei - der Tod, der stets mitfuhr.
Als kleiner Junge ist man schnell fasziniert von soviel "Männlichkeit" - und ja, die Boxen sahen damals auch noch ganz anders aus, wirkten improvisiert - und jede Menge junger Frauen in äußerst kurzen Röcken standen dort herum.
Eine faszinierende, eine fesselnde Welt war das, voller lauter Motorgeräuschen, leichten Mädchen und schick lackierten Boliden - am besten gefiel mir damals das Schwarz des JPS-Lotus.
Was waren dagegen schon meine Auto-Quartett-Highlights: Maseratis und Lambourghinis, mit denen man allerdings jedes Spiel gewann, wie wir es damals spielten - der Stärkere gewinnt!
Ich baute F1-Modellautos, las die Comics eines Jean Graton: Michel Vaillant - und in meiner Phantasie gab es diesen "Alleskönner", der die F1 dominieren konnte und gleichzeitig ein Familienmensch war, hart zu seinen Gegnern auf der Piste und nicht frei von Fehlern - aber menschlich sympathisch genug, um auch Schwäche zeigen zu können.
Dann kam mit Ayrton Senna das erste Mal jemand, der meiner Phantasie ein wenig realen Bezug geben konnte. Die Brasilianer waren völlig aus dem Häuschen - insbesondere bei seinen Heim-GPs, die damals nicht in Interlagos stattfanden (bis 1980 und ab 1990 erst wieder), sondern in Jacarepagua.
Aber Ayrton Senna war nicht der real gewordene Michel Vaillant, wie sich schnell herausstellte. Dazu war er zu sehr Egomane - sogar einen Alain Prost hat er von oben herab behandelt. Aber dafür war er erfolgreich - und die Leute liebten ihn, weil er im Gegensatz zu seinem unbedingten Siegeswillen über ein weiches Äußeres verfügte - das Gesicht eines Messdieners (mindestens).
Als ich im Sommer 1992 bei einem GP einen gewissen Michael Schuhmacher sehen konnte, war ich voller Hoffnung, dass endlich einmal ein deutscher Fahrer "oben mitmischen" konnte. Mein Gott, konnte der Junge fahren!!! So jung und dennoch zeigte er es einigen der etablierten Konkurrenten - und das in einem völlig indiskutablen Wagen!!!!
Es war der GP von Belgien - Spa-Francorchamps.
Es war 17 Jahre her seitdem ein deutscher F1-Fahrer einen F1-GP gewonnen hatte. Und ich war kein kleiner Junge mehr seitdem...-
Ich wusste nicht, wie sehr sich meine Hoffnungen noch erfüllen sollten - und hätte nie einen Cent gegeben, dass ich - mittlerweile weitestgehend der Pubertät entkommen - von nun an eine Ära in der F1 erleben sollte, die es so schnell nicht wieder geben würde: fast 15 Jahre erlebte ich, wie dieser eine Mann, die F1 beherrschte - mit allen Ups & Downs, all der Dramatik, den unglaublichen Manövern, den unzähligen Erfolgen - und all den Fehlern, die er machte.
Zuletzt wurde die F1 langweilig, weil der Sieger deutlich zu oft MS hieß.
Aber ich konnte mich gut an die Zeit erinnern, in denen Deutsche Fahrer in der Serie höchstens Achtungserfolge vorweisen konnten - und blieb einer von vielen "Schumacher-Fans".
Am Ende traf er die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt - als ob er gespürt hat, dass jetzt einer kommt, der ihm den Rang ablaufen würde - Lewis Hamilton.
Und genau auf die Art und Weise, wie er damals der etablierten Szene die Hinterräder zeigte, tut es jetzt eben dieser Rookie - und, wer weiß, vielleicht ist ER derjenige, der jetzt die kommenden Jahre die F1 dominiert.
Aber ist eben kein fleischgewordener Michel Vaillant - das Prädikat gebührt dem Mann, den ich von meiner frühen Jugend an herbeisehnte.
Und auch, wen ich längst "erwachsen" geworden war, als er Realität wurde - ich werde die Jahre, die er mir die F1 so schön werden ließ, weil er einen Sieg an den nächsten heftete, nie vergessen.
Und ich betrachte mich daher als echten Glückspilz, dass sich meine frühen Jungenträume auf diese Art erfüllt haben:
Ja, ich habe die Zeit erlebt, in der ein deutscher Rennfahrer alle anderen abhängte - und das über Jahre.
Vielen Dank, Schumi - und genieße jeden Tag deines "Rentendaseins", Du bist mein Michel Vaillant, denn Du hast Deine aktive Zeit nicht nur mit Rekorden für die Ewigkeit geschmückt, sondern Du hast es auch überlebt - und das ist keine Selbstverständlichkeit gewesen.
Ich wünsche Dir alles Gute!
S. Domnick